Der Alarmanlageneinbau ist ein Bericht, auch für Technikuninteressierte, die aber wissen möchten, warum etwas manchmal länger als geplant dauert.
Freitag wollte ich nun endlich eine Alarmanlage in unsere Schnecke eingebauen. Es wird eine Wipro Anlage, die folgende Funktionen abdecken soll:
- Alle Fenster werden mit Funksensoren überwacht, auch die Dachluken.
- Alle Sensoren von Fiat, also z.B. Türschalter usw. sind eingebunden.
- Es gibt einen Gaswarner, der Alarm auslöst, wenn Narkosegas eingeleitet wird oder das Gas an Bord undicht wird.
- Die Fahrräder auf dem Heckträger bekommen Sensoren, falls sie entwendet werden.
- Die Anlage wird über den Funkfernbedienungsschlüssel scharf bzw. unscharf gemacht.
- Im Falle eines Alarms bekommen sowohl Tessa als auch ich eine SMS und wir können die Position des Autos per GPS verfolgen.
- Es gibt eine Panikfunktion, die Alarm bei einem Überfall auslöst.
- Die Alarmanlage hat eigene Batterien, so dass eine Unterbrechung der Autobatterie nutzlos ist.
- Die Heizung kann über eine SMS eingeschaltet werden (diese Funktion wird aber erst noch von mir entwickelt).
Laut Info des Herstellers soll der Einbau in vier Stunden zu schaffen sein. Ein schlauer Mensch hat mir mal folgende Formel zur Zeitberechnung gesagt: Nimm deine Zeit mal 2 und dann die nächste Einheit, dann wird’s realistisch. Also 4 Stunden * 2 in Tagen = 8 Tage.
Hey, heute ist Montag, bin also schnell.
Die Einbauanleitung, ein offizielles Werkstatthandbuch, hätte mich schon stutzig machen sollen. Zitat : „Öffnen Sie den Original Kabelbaum von Fiat und schließen Sie unser gelbes Kabel an den Can Bus + mit der Kabelfarbe grün / braun. In seltenen Fällen kann bei Fiat dieses Kabel aber auch nur grün, oder nur braun oder auch weiß sein.“ Zitat Ende.
Der Kabelbaum bestand aus 12 Kabeln. Es gab ein grün / braunes, ein grünes, ein braunes und ein weißes Kabel darin. Somit war mir nur klar, dass es das rote Kabel nicht ist. Fiat kommt aus Italien und die Leute da sind kreativ farbenfroh, auch mit Kabeln. Erfrischend war noch die Randnotiz: „ Seien Sie etwas vorsichtig, denn auch der Airbag Auslösesensor verläuft in diesem Kabelbaum. Verletzen Sie dieses Kabel, kann der Airbag ausgelöst werden.“ Ich hab die ganze Zeit beim Arbeiten meinen Kopf aus dem Fenster gehalten. Mein Paraglidingerlebnis beim Sicherheitstraing Annecy ist hiergegen echt sicher.
Der Hersteller der Anlage hat sogar Installationsmaterial mitgeliefert. Super, dachte ich und nutze freudig die Kabeldiebe. Das sind kleine Plastikteile, die die Isolierung eines bestehenden Kabels anritzen, wenn sie zusammengedrückt werden und so einen Kontakt für das neue Kabel herstellen. Ich war etwas langsamer, aber nach 5 Stunden kam der erwartungsvolle Funktionstest. Stille beim Alarmauslösen. Ich hatte Zweifel, dass ich so einen Einbruch mitbekommen würde, daher Fehlersuche. Nach weiteren 2 Stunden habe ich herausgefunden, dass die Stromdiebe Schrott waren. Also alle Kabel wie früher zusammenlöten. Und nun mööpt und blinkt unsere Schnecke, jedenfalls bei Alarm (und wieder habe ich ein paar neue Nachbarn kennengelernt). Dann alles wieder zusammengebaut und ein neuer Test. Alles geht, sogar die Warnblinkanlage, nur geht sie nicht mehr aus. „Des is blöd beim abbiegen“ dachte ich. Also alles wieder ausbauen. Ein Stromdieb hatte ein Kabel beschädigt, aber nach weiteren 2 Stunden war das auch behoben. Samstag wollten Tessa und ich wegfahren. Wir sitzen beide begeistert in unserem super sicheren Auto und stellen fest: Der Computer für die Federung ist aus. Das Auto steht wie ein Düsenjäger beim Start auf der Straße, vorne voll ausgefedert, hinten eingefedert. Mittlerweile bin ich echt schnell im Armaturenbrett ausbauen. Nochmal 30 Minuten Fehlersuche und dann fahren wir mit dem Audi. Schlafen wir halt heute Nacht wieder in München, is eh wärmer.
Montag habe ich mich dann beim Hersteller des Federsystems gemeldet. Das ist ein echt grosser Betrieb, was mich beim Einbau des Fahrwerks schon beeindruckt hatte. Ich beschrieb der freundlichen Dame in der Telefonzentrale mein Problem und dachte, sie verbindet mich gleich in die Werkstatt. Aber nein, sie diagnostizierte: „Haben Sie ein Volluftfedersystem im Jahr 2015 in unserem Hauptwerk in Waldürn einbauen lassen? Da gibt ein Spannungsproblem.“ Ich habe erst mal nachgeschaut, ob die Kamera am Handy aus ist, nicht dass sie mein blödes Gesicht sieht. „Jetzt wissen Telefonistinen schon, dass meiner Schnecke ein bisschen mehr Spannung gut tun würde“, dachte ich. Der Mensch aus der Werkstatt, zu dem ich dann verbunden wurde, erklärte mir, dass mein Touchpanel vermutlich durch eine Spannungsspitze beim Wiederanklemmen an die Batterie kaputtgegangen ist. Das kam bisher selten vor, aber aus diesem Grund würden die Touchpanels beim Garantiecheck ausgetauscht. Nun ja, mein Garantiecheck war vor einem Monat. Ich scheine ein geringes Stück Kunde zu sein, bei denen das unterlassen wurde. Falls ich mir zutraue, Armaturenbrett auszubauen, könne er mir ein neues Touchpanel schicken, aber sie würden das für mich auch in Walldürn machen. Er könne mir beschreiben, wie ich das Auto ohne Touchpanel fahrtüchtig bekomme. Ich erzählte ihm, dass ich überlege, Lehrgänge im Amaturenbrettausbau anzubieten und warte nun aufs Paket mit dem Touchpanel, morgen.
Ich finde, dieser Einbau war ein super Beispiel, wieviele unvorhersehbare Dinge passieren können. Ein bisschen Pech wie fehlerhafte Kabeldiebe, nicht alle Informationen, etwas Angst und ein Wochenende können den Zeitplan durchaus in die Länge ziehen.
Ich will nichts versprechen, aber ich denke, wenn ich mich beruhigt habe, bastelle ich wieder an unserer Schnecke ….
und berichte hier,
Euer Ralph
Du hast doch nicht ernsthaft erwartet das der Einbau so unspektakulär verläuft,das es keinen Beitrag in deinem Blog wert ist oder :-))) Also alles wie immer bei dir…
LG aus der Heimat
Interessant sind tatsächlich die Evolutionsschritte von Dir, lieber Ralph. ..
Ich hatte auch nicht erwartet, dass der Einbau auch unter normalen Bedingungen in 4 Std erledigt wäre.