Eigentlich wollte ich ein Sicherheitstraining machen. Durch die Feiertage ist es aber schon ausgebucht, deshalb ging es am Sonntag nach Sillian, zum B-Schein Kurs, dem unbeschränkten Luftfahrtschein.
Montag ging’s, nach dem Briefing in der Flugschule Bluesky, zum Startplatz „Stalpen“. Da ich der einzige war, der bereits in Sillian geflogen ist, durfte ich als erstes starten. Nach etwas Soaren, also Hangaufwind fliegen, meinte Ralph, der Fluglehrer, am Funk: „ Ich kenne Deinen Wissensstand nicht, aber wenn Du es Dir zutraust, kannst Du Toplanden“. Das heißt, am Startplatz wieder schräg, gegen den Hang, dort landen, wo gestartet wird. Ralph Schöffel, mein Fluglehrer, war während meiner vorherigen Ausbildung mit Gruppen im Ausland unterwegs, daher kannten wir uns noch nicht. Als mehrmaliger deutscher Meister im Paragliding kann er echt gut fliegen. Also versuche ich es. Ralph gibt mir bei der Landeeinteilung noch einige Tips, und ich lande ein. „Uijuijui“ denke ich, als die Kuppe irgendwie immer näher kommt. Da ich noch schnell und hoch bin, und dann noch ausgebreitete Schirmen vor mir sehe, bremsen ich immer stärker. Das ist aber beim fliegen nur bedingt gut. Ich werde zwar langsamer, aber das Ding, an dem ich hänge, braucht eine gewisse Geschwindigkeit zum fliegen. Und wenn ich nicht bei 2 Metern, sondern bei 10 Metern zu langsam werde, tja, dann wird’s blöd. Also beschließe ich, mit bremsen aufzuhören und versuche es halt mal mit Nachdenken. Mir viel der Windsack auf; ich hatte noch ein paar Sekunden bis zum Boden. Das reicht, um den Kurs gegen den Wind zu korrigieren und so wurde es zwar keine schöne, aber schmerzfreie Landung.
Dienstag geht’s nach Belluno. Die 2,5 Stunden Autofahrt haben wir gleich für die Theorie genutzt. 12 Stunden müssen wir immerhin in dieser Woche unterbringen. Am Startplatz meinte Ralph: „Die Thermik ist super. Hier geht’s dermaßen hoch, da fliegen sogar Kühe“. Nach einigem Suchen nach Thermikbärten denke ich mir: „ Für Kühe reicht’s, aber Ochsen saufen ab“ und suche mir eine Wiese im Ort für eine Sicherheitsaußenlandung. Nun folgen 8 km Fußmarsch zum „richtigen“ Landeplatz. Dort angekommen stelle ich fest, das 8 Piloten aus unserer Gruppe schwerer als Kühe waren.
Mittwoch war das Wetter in Sillian wieder besser. Also fahren und wandern wir auf den Thurntaler. Der Flugauftrag hieß: „Aufdrehen und dann Richtung Lienz, Strecke machen.“ Also habe ich auf 3200 Meter aufgedreht ( 1000 Meter über Startplatzhöhe ) und dann hat’s für 17 Km Strecke gereicht. Zurück zum Landeplatz hab ich’s wegen des Talwindes nicht mehr geschafft, aber auf meiner Wiese, die ich für die Sicherheitsaußenlandung gewählt habe, hätte ein A 380 landen können ( jedenfalls, wenn er beim Landen hin und her gefahren währe, was die eher selten machen). Da ich ja in Wanderschuhen fliege, habe ich sie wieder benutzt und bin 6 km dem Bus entgegen gewandert.
Donnerstag war’s der Startplatz „Helm“. Mit der Seilbahn hoch gefahren und dann wieder 30 Minuten, die schwarze Skipiste, hochwandern. Die Thermik ist böig und so komme ich nach zwei Startabbrüchen raus. Leider wurde es kein besonders langer Flug.Ich darf mir wieder eine Wiese, diesmal hinter einem Hotel, zur Landung suchen. Kurz nach mir ist einer meiner Kollegen ( er ist 76 Jahre alt und echt fit ) sehr bleich gelandet. Er erzählte von einer beinahe Kollision. Der andere Pilot ist abgestürzt. Das hat uns alle ziemlich bewegt und so wollte keiner von uns heute nochmal fliegen.
Freitag war dann „Greifenburg“ angesagt. Und hier war dann Thermik. Ich habe nach dem Start einen tollen Thermikbart gefunden. Darüber stand eine super Cumulus Wolke. Die ersten 1000 Höhenmeter kurbeln waren genial. Aber dann habe ich nicht aufgepasst. Ich bin zu dicht an die Wolkenbasis geflogen. Da brach auf einmal die Hölle über mich herein. Mit angelegten Ohren, also Schirm so klein wie möglich gemacht, um normalerweise Höhe zu verlieren, bin ich mit 7 M/s gestiegen (das sind ca 25 km/h senkrecht nach oben). Jetzt war mir klar, warum Handschuhe Pflicht sind. „Wow“, wie sich die Leinen in die Hände schneiden können. Aber die Schmerzen in den Händen waren in den Hintergrund gerückt. Ich habe nochmal nachgezogen, um den Schirm so klein wie möglich zu machen. Trotz Wind und Kälte habe ich geschwitzt wie selten (Angstschweiß). Und dabei mit aller Kraft in den Beschleuniger getreten, um den Schirm zu bescheunigen. So bin ich ca 2 Min im liegen geflogen, und zwar nach oben. Es hat sich angefühlt wie Stunden. Sofort habe ich die Orientierung verloren. Wo ist oben? wo ist vorne? Wie hoch ist diese Sch.. Wolke? Der Schirm schlägt und es knallt, als wenn jemand auf mich schießt. Aber der Körper ist echt genial. Es gibt Adrenalin, und ich hatte gerade Massen davon in meinem Körper. Das macht die Gedanken klar und so habe ich eine Stellung gesucht in der ich die Windrichtung auf meinem Vario am Bein ablesen konnte und trotzdem gestreckt mit gezogenen Ohren ein bisschen kontrolliert nach oben geflogen bin. Gott sei Dank, habe ich auf die Flugschule gehört und ein gutes Instrument mit Windanzeige gekauft. So konnte ich in Windrichtung ablesen. Und der kommt aus dem Tal. Das ist also meine Flugrichtung. Jedenfalls versuche ich es. Und da war sie auf einmal, die Erde. Sichtbar und , wie ich fan, wunderschön unter mir (Jedenfalls besser als Sch… Nebel). Mir wurde zwar früher von vielen Seiten gesagt, ich könne nicht singen, aber jetzt war ich der am lautesten singende Paraglider. Ich hab das Adrenalin in mir förmlich aus dem Körper gesungen. Ralph meinte am Funk, als er mich wieder sah: „Da ist ja auch Wolken Ralle wieder. Schön das Du wieder da bist. Nur die Flugfiguren sehen gerade etwas seltsam aus “ Ich erwiderte : „ Ich versuche es gerade mit Pardancing“ .
Samstag war dann die theoretische Prüfung. Ich wollte sie eigentlich später schreiben, da ich es mit dem Lernen die Woche über nicht so ernst genommen habe. Abends war’s gesellig und vor allem war ich echt platt. Aber alle haben auf mich eingeredet sie mitzuschreiben. Also bin ich Sammstag um 4:30 uhr aufgestanden und habe mir die Fragen nochmal durchgelesen. Ich wollte mich nicht stressen lassen, das war mein oberstes Ziel. Es gibt drei Fragenbereiche, insgesamt 20 Seiten in einem Schnellhefter zusammengebunden. Auf einem Antwortbogen müssen dann die Kreuze für die entsprechen Frage gemacht werden. Beim vorletzten Blatt des Fragekattaloges, nach 1,5 Stunden angekommen, stelle ich fest, das ich Frage 36 – 40 zweimal habe, aber unterschiedliche Fragen. Daraufhin hat der Prüfer festgestellt, dass mein Fragensatz durcheinander ist. Bei mir waren Fragen aus unterschiedlichen Bereichen gemischt und somit passte der Antwortbogen nicht. Also bin ich hier durchgefallen. Und jetzt war ich sauer über mich, weil es mich jetzt doch gestresst hat. Da es nicht mein Fehler war, hat das Prüferteam versucht, mich noch zu einer mündlichen Prüfung zu überreden. Also nochmal 30 Minuten. Und so bin ich nun doch im Besitz meines Scheins.
Die Woche hat mir neben viel Spaß aber auch gezeigt, das Sicherheitstraining wird als nächstes stattfinden. Und darauf freue ich mich.
So wie ich mein Leben kenne, wird es auch hier wieder die eine oder andere Geschichte geben, die ich Euch und mir hier gerne schreibe.
Bis also hoffentlich bald wieder hier, Euer Ralph
Ich denke das Sicherheitstraining ist für dich definitiv Pflicht …. 😉